
Vor wenigen Tagen feierte der FC Bayern München ein Jubiläum der besonderen Art. Der Titelverteidiger aus München gewann zum zehnten Mal hintereinander die Deutsche Fußball-Bundesliga, seine schärfsten Verfolger hatten wieder einmal das Nachsehen. Was die Fans der Münchner freut, entwickelt sich für alle anderen deutschen Fußballfans, langsam, aber sicher, zum Alptraum.
Schließlich lebt auch der Fußball vom Wechselfeld aus Spannung und Überraschungen. Doch diese bleiben am Platz vermehrt aus. Zu dominant zeigte sich der FC Bayer München in der Vergangenheit. Daran konnten auch zahlreiche Trainer- und Führungswechsel nichts ändern. Jedes Mal, wenn der Klub in eine Krise rutschte, schaffte er es doch immer wieder, sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu befreien. Probleme gab es in den letzten Jahren zur Genüge.
An der Spitze fehlt die Spannung
Die Siegesserie der Bayern in der Deutschen Fußball-Bundesliga bekamen auch die Buchmacher zu spüren. Sie geben dem Seriensieger mittlerweile nur noch Quoten, die kaum jemanden motivieren auf einen Sieg des FC Bayern München zu setzen. Daran ändert auch die Bandbreite an unterschiedlichen Anbietern nichts mehr, schließlich kann man mit dem nicht enden wollenden Erfolgslauf der Bayern kein Geld verdienen. Ganz anders sieht es allerdings beim Rest der Teams in der Deutschen Fußball-Bundesliga aus. Diese sorgen beständig für Spannung und Ergebnisse, die ihnen niemand zugetraut hätte. Unterdessen wechselten die Bayern Jahr für Jahr ihre Trainer.
Die zahlreichen Trainerwechsel blieben ohne Konsequenz für den Erfolg
Nachdem Carlo Ancelotti als Nachfolger von Pep Guardiola die Erwartungen des Vorstands nicht erfüllen konnte, musste er gehen. Sein Nachfolger Jupp Heynckes brachte die Mannschaft im Nu wieder auf Vordermann und holte den Titel. Doch wer davon ausgegangen war, dass die Bayern nun satt wären, wurde enttäuscht. Heynckes übergab an Nico Kovacs, dessen Ära ebenfalls nach kurzer Zeit zu Ende ging. Wieder schafft es der Nachfolger in der Person von Hansi Flick das Schiff auf Kurs zu bringen und beendete seine erste Saison mit nicht weniger als sechs Titeln. Nach klubinternen Differenzen warf auch er das Handtuch und übergab das Kommando an Julian Nagelsmann. Der startete fulminant in die neue Saison und musste gegen Ende erkennen, dass doch nicht alle Bäume in den Himmel wachsen.
Der FC Bayern München schied in Folge sowohl im DFB-Pokal als auch in der UEFA Champions League überraschend aus und konzentrierte sich ausschließlich auf die Meisterschaft. Diese holten die Bayern neuerlich mit großem Vorsprung, doch die zahlreichen Enttäuschungen reichten nicht aus, um die Mannschaft von ihrem Weg zum 10. Triumph in Folge zu stoppen.
Dem BVB fehlt die Konstanz
Das bekam auch Borussia Dortmund zu spüren. Dort ist man mittlerweile auf Platz zwei abonniert. Selbst der hochgelobt neue Starstürmer Erling Haaland aus Norwegen konnte den Erfolgslauf der Münchner nicht aufhalten. Dies war neuerlich auf die fehlende Konstanz in Schwarz-Geld zurückzuführen. Zu oft war der bullige Haaland verletzt, um seiner Mannschaft mit seinen zahlreichen Toren wirklich helfen zu können. Wenn der amtierende und neue Meister stolperte, konnte der BVB dies nicht zu seinem Vorteil nutzen.
Während die internationale Presse dem Triumph des FC Bayer München huldigt, sehen zahlreiche Experten auch Gefahren für die Deutsche Bundesliga. Wenn es nicht bald einer Mannschaft gelingt, die Bayern an der Spitze abzulösen, droht endlose Langeweile.
Die Hoffnung auf eine Wachablöse lebt
Doch aus Sicht der Konkurrenz gibt es noch Hoffnung. Schließlich kritisierten auch die größten Befürworter den fehlenden Erfolg auf internationaler Ebene. Der Mannschaft fehlt auf dem Platz eine Führungspersönlichkeit, die wie im Falle der Niederlage gegen den FC Villarreal in der UEFA Champions League in der Lage ist, das Ruder noch herumzureißen. Daneben zeigte sich in dieser Saison deutlich, dass der Verein Schwächen in der Verteidigung aufweist. Die Abgänge von Abwehrchef David Alaba und Jerome Boateng haben deutliche Spuren in der Defensive hinterlassen. Bisher konnten die Neuzugänge diese Lücken nicht schließen, daher ist der FC Bayern München weiterhin nicht in der Lage konstant auf höchstem Niveau zu spielen. Die Transferpolitik des Klubs stößt auch bei seinen Anhängern nicht immer auf Verständnis.
Was macht Lewandowski?
Bestes Beispiel ist die noch immer nicht erfolgte Vertragsverlängerung von Torjäger Robert Lewandowski. Der Pole ist seit vielen Jahren der zentrale Erfolgsgarant des Serienmeisters. Es müsste also im Interesse des FC Bayern München liegen, diesen so lange wie möglich an den Klub zu binden. Doch bisher ist noch keine Einigung in Sicht, das verstärkt die Gefahr, dass sich Lewandowski einen alten Traum erfüllt und nach Spanien wechselt. Schließlich stand er bereits mehrfach vor einem Transfer zu Real Madrid. Doch das neue Management der Bayern scheint dies nicht zu kümmern.
Das ist erstaunlich, denn Lewandowskis wäre derzeit nicht zu ersetzen. Oliver Kahn als neuer Vorstandsvorsitzender und Sportvorstand Hasan Salihamidžić müssen jedenfalls weiterhin Kritik von allen Seiten einstecken. Bisher konnte keiner der Beiden jene Rolle ausfüllen, die Langzeit-Präsident Uli Hoeneß lange Zeit so perfekt verkörpert hatte. Doch eine Autoritätsfigur ist nötig, um den FC Bayern München auch international wieder so erfolgreich zu machen, wie in der Vergangenheit.
Für die Konkurrenz in der Deutschen Fußball-Bundesliga heißt es nun einen neuen Anlauf zu nehmen. Hält die scheinbare Führungsschwäche und ungewöhnliche Transferpolitik in München weiter an, das könnte für Borussia Dortmund und andere Teams ein Fenster öffnen, das ein Wachablöse an der Spitze der Deutschen Fußball-Bundesliga ermöglicht. Die Fans wären begeistert, die Karten im deutschen Fußball neu gemischt.